In der Leitlinie zum NSTEMI wird (noch) gefordert, dass die doppelte Plättchenaggregationshemmung mit Clopidogrel / Prasugrel und ASS „so früh wie möglich“, d.h. eigentlich bereits im Notarztwagen begonnen werden soll. Das Bayerische Herzinfarktnetzwerk hat dies schon immer negiert und statt dessen selbst beim STEMI empfohlen, die Gabe von Clopidogrel bis zum Beginn der Koronar-Intervention zu verzögern.
Ein neuer Rote-Hand-Brief zu Prasugrel bestätigt diese defensive Strategie zumindest für den NSTEMI. Die frühzeitige Gabe von Prasugrel führt zu vermehrten Blutungen, nicht aber zu einem besseren Outcome im Vergleich zur Gabe der kompletten Aufsättigungsdosis (60mg) erst zum Zeitpunkt der PCI. Diese späte Gabe des zweiten Thrombozytenaggregationshemmers wird empfohlen, sofern die Koronarangiographie innerhalb von 48h nach Krankenhausaufnahme erfolgt.
Da das heute favorisierte Prasugrel (Efient®) im Vergleich zu Clopidogrel einen extrem raschen Wirkeintritt hat ist die früher bei alleiniger Clopidogrel-Verfügbarkeit vergleichsweise „aggressivere“ Haltung nachvollziehbar und war zu diesem Zeitpunkt wohl auch gerechtfertigt.